Demenzstrategie für Sachsen-Anhalt veröffentlicht
Sachsen-Anhalt hat erstmals eine umfassende Demenzstrategie veröffentlicht. Damit gibt es nun einen verbindlichen Rahmen, um die gesellschaftliche Teilhabe, die Würde und die Selbstbestimmung von Menschen mit Demenz zu stärken und gleichzeitig eine verlässliche medizinische und pflegerische Versorgung sicherzustellen – von der frühen Diagnostik bis zur Langzeitpflege.
Anlässlich der Vorstellung der Strategie betonte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne: „Demenz ist eine Herausforderung, der wir uns als Gesellschaft stellen müssen. Sie betrifft nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Familien und Angehörigen. Es ist unsere Verantwortung, ihnen Unterstützung und Hilfen zu bieten, damit sie ein würdevolles und erfülltes Leben führen können. Mit der Demenzstrategie wollen wir die Situation für Menschen mit Demenz und ihre Familien verbessern.“
Ziel ist es, Menschen mit Demenz im eigenen Umfeld bestmöglich zu unterstützen und pflegende Angehörige spürbar zu entlasten. Künftig sollen alle Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen individuelle sowie wohnortnahe, demenzspezifische Beratungs- und Schulungsangebote erhalten können. Um auch das gesellschaftliche Umfeld kompetent zu machen, sollen unter anderem Mitarbeitende in Betrieben und Institutionen, die regelmäßig mit Menschen mit Demenz in Kontakt stehen, sensibilisiert werden.
Das Landeskompetenzzentrum Demenz, das am Institut für Gesundheits-, Hebammen- und Pflegewissenschaft der Universitätsmedizin Halle angesiedelt ist und von Prof. Dr. Gabriele Meyer geleitet wird, koordinierte als Landesfachstelle den Prozess. „Als Landeskompetenzzentrum Demenz unterstützen wir die Akteure der verschiedenen Bereiche bei der Umsetzung der Demenzstrategie. Dazu gehören Schulungsformate, die Bereitstellung von Informationen, die Koordinierung von Maßnahmen sowie die Förderung der Kommunikation über die gesellschaftlichen Ebenen hinweg. Das Wohl von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen bleibt dabei die Richtschnur aller Aktivitäten“, erklärt Dr. Anja Bieber, Projektkoordinatorin des Landeskompetenzzentrums Demenz.
Insgesamt rund 700 Akteure aus allen Landkreisen und kreisfreien Städten beteiligten sich an der Erarbeitung der Strategie. Neben Vertreter:innen aus Gesundheitswesen, Pflege, Sozialverbänden, Wissenschaft und Kommunen brachten auch Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ihre Perspektiven ein.
Die Strategie umfasst 40 Ziele, die in vier Handlungsfelder gegliedert sind. Konkrete Maßnahmen werden im nächsten Schritt erarbeitet.
Gesellschaftliche Teilhabe
Ein zentrales Anliegen der Demenzstrategie ist es, gesellschaftliche Teilhabe zu fördern und demenzfreundliche Lebenswelten zu schaffen. Menschen mit Demenz sollen sich orientieren, begegnen und einbringen können. Dafür sieht die Strategie vor: die Öffentlichkeit sensibilisieren, Sozial- und Wohnräume demenzsensibel zu gestalten, Austausch- und Begegnungsmöglichkeiten auszubauen und Akteure in Kommunen, Vereinen und Einrichtungen zu vernetzen.
Medizinische und pflegerische Versorgung weiterentwickeln
Die Versorgung soll in allen Bereichen demenzsensibel gestaltet werden – von der Diagnostik über ambulante und stationäre Angebote bis zur palliativen Begleitung. Ziele sind unter anderem: Versorgungslücken zu identifizieren und schrittweise zu schließen, Menschen mit Demenz und Angehörige systematisch in Planungsprozesse einzubeziehen, Zugänge zu medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Angeboten zu verbessern und Qualität sowie Fachkompetenz in allen Versorgungsbereichen zu stärken.
Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren Familien
Ein weiterer Schwerpunkt der Demenzstrategie ist die Unterstützung von Angehörigen und die Förderung von Selbsthilfegruppen. Da Angehörige häufig den größten Teil der Unterstützung übernehmen, sieht die Strategie vor: wohnortnahe, niedrigschwellige Beratungsangebote auszubauen, Selbsthilfe und Austauschformate zu stärken, Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige zu verbreitern und präventive Programme für Angehörige und Schulungsangebote zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu fördern.
Forschung zum Thema Demenz
Die Strategie fördert zudem die Forschung zur Demenz, um innovative Lösungen für Prävention, Pflege und Versorgung zu entwickeln. Forschungsprojekte, die die Perspektiven von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen einbeziehen, sollen künftig stärker unterstützt werden. Der Aufbau einer regionalen Forschungsnetzwerkstruktur ist ebenso geplant wie die Förderung eines intensiven Austausches zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen und der Praxis.
Die vollständige Demenzstrategie ist abrufbar unter www.demenz-sachsen-anhalt.de/demenzstrategie_sachsen_anhalt.pdf.
Das Papier wurde zur Landesfachkonferenz Demenz am 21. November 2025 im Stadthaus Halle vorgestellt.



