Unser gemeinsamer Klinischer Transplantationsbereich der Klinik für Innere Medizin IV und der Klinik für Pädiatrie I im Landeszentrum für Zell- und Gentherapie (LZG) eröffnet mit Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantationen und der Behandlung mit gentechnisch veränderten, patienteneigenen Immunzellen (CAR-T-Zellen) beste Aussichten auf die Heilung von Erkrankungen insbesondere des Blut- und Lymphsystems bei Menschen jeden Alters.

Wir arbeiten gemeinsam dafür, daß Sie nach erfolgreicher Transplantation schnell wieder in ein normales Leben zurückfinden können.

Prof. Dr. med. Michael Heuser und apl. Prof. Dr. med. Lutz P. Müller

und das Team des LZG

WERDEN SIE ZUM LEBENSRETTER und lassen Sie sich am Universitätsklinikum Halle (Saale) in der Einrichtung für Transfusionsmedizin  als Spender im „Zentralen Knochenmarkspenderegister für Deutschland“ (ZKRD) registrieren.

Eines der wichtigsten Kriterien für den Erfolg einer Blutstammzelltransplantation ist eine nahezu vollständige Übereinstimmung der Humanen Leukozyten Antigene (HLA) zwischen Empfänger und Spender. Ist dich nicht der Fall kommt es in der Regel zu Abstoßungsreaktionen. Allerdings gibt es fünf Haupt HLA-Merkmale und innerhalb dieser wiederum bis zu 100 Varianten und somit eine vielzahl von verschiedenen Kombinationen. Dies macht die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass zwei Personen die selben Merkmale besitzen. Daher kommen in erster Linie Geschister als geeignetete Spender in Frage. Die Chance geeignete Spender bei den bei Eltern und anderen nahen Verwandten zu finden ist wesentlich geringer.

Für den Fall, dass sich kein Verwandter als passender Spender findet, ist der Patient auf die Blutstammzell- oder Knochenmarkspende eines Fremden angewiesen. Da es wie bereits erwähnt Millionen verschiedener Kombinationen dieser Merkmale gibt, ist eine riesige Anzahl an registrierten potentiellen Spendern nötig, um möglichst vielen Leukämie-Patienten die Chance auf eine Transplantation zu geben. Diese Suche nach dem passenden Spender wird in Deutschland vom ZKRD durchgeführt, das auch auf die internationalen Spenderdaten Zugriff hat. Bis jetzt sind bereits mehrere Millionen Menschen im „Zentralen Knochenmarkspenderegister für Deutschland“ (ZKRD) registriert. Aber auch das ist immer noch zu wenig. Um noch mehr Leukämiekranken helfen zu können, muss das Register ständig erweitert werden. 

 

Klinische Studien ermöglichen Anwendung neuester Verfahren und Medikamente

In unserem Zentrum führen wir zahlreiche Klinische Studien durch mit dem Ziel, die Therapien immer weiter zu verbessern und neue Therapien zu entwickeln. Dabei werden auch neue Medikamente in klinischen Studien getestet, die (noch) nicht zugelassen sind. In unserer speziellen Phase I/II Einheit werden diese unter besonderer Beobachtung der Patienten angewendet. In vielen Fällen bieten die Studien auch neue Behandlungsansätze für Patienten für die keine andere wirksame Therapie zur Verfügung steht.

In Zusammenarbeit mit den nationalen und internationalen Fachgesellschaften werden die Daten von Stammzell-transplantation wissenschaftlich ausgewertet. Diese Erkenntnisse fließen in neue Behandlungsformen ein. Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist Studienzentrum für alle von der Fachgesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie akkreditierten Therapiestudien zur Stammzelltransplantation. Die Klinik ist auch an globalen bzw. multinationalen Studien für Krebserkrankungen im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter beteiligt, bei denen neue Immuntherapeutika, sog. „Targeted Therapies“ getestet werden. An diese Behandlung schließt sich in den Studienprotokollen meist eine autologe oder allogene Stammzelltransplantation an, um die Heilungschancen auch bei schlechterer Prognose weiter zu verbessern.

An der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist zudem das internationale Referenzzentrum für Lymphdrüsenkrebs (=Hodgkin-Lymphom) im Kindes- und Jugendalter angesiedelt. Durch diese Expertise werden auch Patienten aus dem Ausland zur Transplantation bei dieser Erkrankung überwiesen. Die Klinik für Innere Medizin IV ist an zahlreichen Therapiestudien zur Durchführung der allogenen und autologen Stammzelltransplantation bei Erwachsenen beteiligt. Dabei wird u. a. untersucht, ob modifizierte, nebenwirkungsärmere Verfahren die Durchführung der Stammzelltransplantation auch bei älteren Patienten mit Begleiterkrankungen ermöglichen und damit auch diesen Patienten eine Heilungschance bietet. Weiterhin werden Verfahren untersucht, um Patienten mit einer allogenen Stammzelltransplantation zu behandeln, auch wenn kein passender Spender zur Verfügung steht. 

Stetes Ziel ist es, Patienten allen Alters bei denen eine Indikation zur Stammzelltransplantation besteht, dieses Therapieverfahren am UKH nach neuesten Wissensstand und Qualitätsstandard anzubieten. Damit kann vielen Patienten mit ansonsten nicht heilbaren Erkrankungen eine Therapie mit Aussicht auf Heilung angeboten werden.

Die Geschichte von Judith Raczynski – Stammzellen für ein neues Leben

Judith Raczynski hatte 2011 ihre Ausbildung zur Krankenschwester in Berlin beendet und angefangen in Ihrem Beruf zu arbeiten. Bei einem Ausflug mit Freundinnen stieß sie sich den Fuß an einem Stuhl im Eiscafé. Es entstand ein blauer Fleck, den sie zunächst nicht weiter beachtete. Als er nicht abheilte und anschwoll, machte sie sich Sorgen und kam schließlich – mit Zwischenstationen in anderen Krankenhäusern – ins Universitätsklinikum Halle. „2011 war noch alles soweit normal. Ich war gern mit meinen Freunden unterwegs und fühlte mich nicht krank. Dann stieß ich mir eines Tages den Fuß und alles wurde anders“, erinnert sich Judith Raczynski. Sie litt zwar an einer „Thrombozytopenie“, einer Erkrankung bei der die Blutgerinnung beeinträchtigt ist, und hatte deshalb ohnehin viele blaue Flecken. Aber als der blaue Fleck anschwillt und nicht abheilt, wendete sich die junge Frau an ein Berliner Krankenhaus. Man vermutete eine Fraktur und gipste den Fuß zur Ruhigstellung ein. Da Judith Raczynski in der vierten Etage wohnte und Hilfe benötigte, beschloss sie die Zeit der Immobilität bei ihren Eltern in Merseburg zu verbringen. 

Als sich der Zustand des Beines rapide verschlechterte, stellte sich die Patientin im Krankenhaus Merseburg vor. Dort wurde der Gips geöffnet und die Wunde mit einem Vollhauttransplantat aus der linken Leiste behandelt. Der Bereich, aus dem die Haut entnommen wurde, infizierte sich und musste zusätzlich behandelt werden. Judith Raczynski entwickelte einen septischen Schock. Als sich der Gesundheitszustand der jungen Frau dramatisch verschlechtert hatte, wurde sie vom Krankenhaus Merseburg auf die anästhesiologische Intensivstation des Universitätsklinikums Halle (Saale) überwiesen. 

Es folgte eine monatelange intensivmedizinische Betreuung mit Beatmung. Die junge Frau litt an Wundinfektionen im Bereich beider Unterarme, Abszessen und zwischenzeitlich an hohem Fieber. „Die Schmerzen waren unerträglich“, so Judith Raczynski. „Es gab Phasen, da wollte ich einfach nicht mehr.“ Und doch kämpfte sie weiter. Bald wurde es Gewissheit. Die junge Frau litt an Akuter Myeloischer Leukämie (AML), einer bösartigen Erkrankung, des blutbildenden Systems. Dabei kommt es zu einer massiven Vermehrung von funktionslosen weißen Blutkörperchen. Bei gesunden Menschen ist dieser Prozess strikt reguliert. „Das war für mich zunächst ein Schock“, erinnert sich Judith Raczynski. „Doch die Ärzte in Halle sagten, dass es reelle Heilungschancen gibt“. „Die AML ist die häufigste Form akuter Leukämien bei Erwachsenen“, erklärt apl. Prof. Dr. Lutz P. Müller vom Transplantationszentrum des Universitätsklinikum Halle. „Dank der intensiven Forschungsarbeit der vergangenen Jahrzehnte haben sich die Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen deutlich verbessert.“ 

Eine Transplantation von Stammzellen stellte die einzige Heilungsmöglichkeit dar. Der Wettlauf mit der Zeit begann, ein Spender musste gefunden werden. Und tatsächlich, ein passender Kandidat wurde identifiziert. Im Juni 2012 wurde Judith Raczynski transplantiert. Die Behandlung, die einer lange andauernden Bluttransfusion ähnelt, verlief gut. Ein Jahr später der nächste Tiefschlag: Die Krankheit war wieder da. Doch Judith kämpfte weiter. Gemeinsam mit dem Ärzteteam entschied man sich für einen weiteren Versuch. Und wieder galt es, einen geeigneten Stammzellspender zu finden. Auch diesmal gelang es, die Krankenkasse übernahm die Kosten und Judith Raczynski wurde im September 2013 erneut transplantiert. Seitdem ist ihr Zustand stabil. „Es ist, als sei mir zweimal eine Chance gegeben worden, für die ich sehr dankbar bin“, so die junge Frau, die heute studiert. „Meine erste Spenderin wohnt zufällig nur drei Kilometer Luftlinie entfernt. Wir haben uns getroffen und sind seitdem eng befreundet.“