Brandverletztenzentrum versorgt Kinder und Jugendliche aus ganz Mitteldeutschland

Zwei Hände halten die Hand eines Kindes. Die Handfläche des Kindes weist eine Brandverletzung oder Verbrühung auf.

Verbrennungen und Verbrühungen zählen zu den häufigsten schweren Verletzungen bei Kindern. (313110867 stock.adobe.com)

Verbrennungen und Verbrühungen zählen zu den häufigsten schweren Verletzungen im Kindesalter. Der Tag des brandverletzten Kindes am 7. Dezember schafft Aufmerksamkeit für dieses Thema, doch die Versorgung betroffener junger Patient:innen hat an der Universitätsmedizin Halle das ganze Jahr über hohe Priorität. Im landesweit einzigen spezialisierten Brandverletztenzentrum für Kinder und Jugendliche steht den Patient:innen und ihren Angehörigen rund um die Uhr ein erfahrenes Team zur Seite.

VomBadewasser bis zum Wasserkocher: Alltag birgt unterschätzte Risiken

Viele Unfälle mit Feuer, heißen Flüssigkeiten oder Dampf ereignen sich im häuslichen Umfeld. Typische Unfallquellen sind zu heißes Badewasser sowie Wasserkocher oder Töpfe mit kochendem Inhalt, deren Kabel oder Griffe von neugierigen Kindern leicht erreicht werden. Während in den Sommermonaten häufig Grillunfälle zu Verletzungen führen, steigt im Winter die Zahl der Brandverletzungen durch Kerzen oder Feuerwerk.

„Die Zahl der behandelten jungen Patient:innen bleibt seit Jahren konstant hoch, doch besonders schwerwiegende Fälle nehmen zu. Immer häufiger müssen wir großflächige Verbrennungen oder tiefere Gewebeschädigungen behandeln, die komplexe Therapien und oft eine lange Rehabilitation notwendig machen. Eine schnelle und fachkundige Behandlung in einem Brandverletztenzentrum ist entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und Langzeitfolgen zu reduzieren“, sagt Prof. Dr. Martin Kaiser, Leiter des Departments für operative und konservative Kinder- und Jugendmedizin (DOKKJ) der Universitätsmedizin Halle.

Spezialisierte Versorgung in Halle (Saale)

Das zertifizierte Brandverletztenzentrum der Universitätsmedizin Halle ist als einzige Einrichtung in Sachsen-Anhalt auf die medizinische Versorgung von schwer brandverletzten Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Expert:innen aus den Bereichen Kinderchirurgie, Intensivmedizin, Schmerztherapie, Psychologie, Sozialdienst und Physiotherapie arbeiten hier rund um die Uhr Hand in Hand. Sie kümmern sich nicht nur um die akute intensivmedizinische Behandlung junger Patient:innen aus ganz Mitteldeutschland, sondern auch um die langfristige Betreuung der Kinder und Jugendlichen – etwa bei der komplexen Narbentherapie, bei notwendigen Folgeoperationen oder bei der psychologischen Unterstützung der Patient:innen und ihrer Angehörigen. 

„Im Fokus der Behandlung steht immer eine schmerzarme, kindgerechte medizinische Versorgung, bei der die Eltern einbezogen werden“, sagt Prof. Dr. Roland Haase, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie II der Universitätsmedizin Halle, der das Brandverletztenzentrum gemeinsam mit Prof. Kaiser leitet. „Ziel ist es, auffällige Narben zu vermeiden, die Beweglichkeit vollständig wiederherzustellen und den Patient:innen eine schnelle Rückkehr in den Alltag zu ermöglichen. Bei schweren thermischen Verletzungen hat der Schutz vor Infektionen und Sepsis Priorität, in sehr schweren Fällen die Sicherung des Überlebens.“

Erste Hilfe bei thermischen Verletzungen

Da bei thermischen Verletzungen jede Minute zählt, ist es wichtig, im Ernstfall richtig und sicher zu handeln. Zur Schmerzlinderung können kleinere Verbrennungen an den Extremitäten für einen Zeitraum von maximal zehn Minuten mit handwarmem Wasser lokal gekühlt werden. Dies gilt jedoch nicht für großflächige Verletzungen über 15 Prozent der Körperoberfläche. Hier hilft die Merkregel: Die Handfläche eines Kindes entspricht einem Prozent der Körperoberfläche. Bei Säuglingen und Neugeborenen sollten Brandverletzungen und Verbrühungen nicht gekühlt werden, da in diesen Fällen eine Unterkühlung droht, die lebensgefährlich werden kann. 

Keineswegs sollten Ersthelfer:innen sogenannte Hausmittel wie Salben, Öle oder Puder einsetzen, da sich hierdurch das Infektionsrisiko erhöht. Optimal ist eine sterile oder zumindest saubere Bedeckung mit Kompressen, kurzfristig eignet sich auch Frischhaltefolie. Bei kleineren Verletzungen sollte eine kinderärztliche oder (kinder)chirurgische Praxis aufgesucht werden. Sind größere Bereiche betroffen oder liegen Verletzungen an Gesicht, Händen oder Füßen vor, sollte unbedingt der Notruf gewählt werden.

Prävention bleibt der wichtigste Schutz

Am 7. Dezember findet der „Tag des brandverletzten Kindes“ statt. Ausgerichtet wird dieser von Paulinchen e.V., einer Initiative für brandverletzte Kinder, die Familien nach Verbrühungs- und Verbrennungsunfällen berät und in der Rehabilitationszeit unterstützt sowie Präventions- und Aufklärungsarbeit leistet.