Ehemalige Kapelle öffnet mit „notes on remains“ erstmals wieder für die Öffentlichkeit

Zwei Personen stehen in einem alten Gemäuer, an dessen Wänden zahlreiche Bilderrahmen und Galeriewände lehnen. Die eine Person hat die Hände in die Hüften gestemmt und lacht, während sie ein Ausstellungsstück betrachtet. Die andere Person stellt das Exponat auf den dafür vorgesehenen Platz und lächelt.

Die Künstler Jared Cooper Cobain (links) und Johannes Weilandt bei der Vorbereitung der Ausstellung „notes on remains“.

Nach Jahrzehnten der Unzugänglichkeit öffnet die ehemalige Krankenhaus-Kapelle auf dem Medizin-Campus Steintor in Halle erstmals wieder ihre Türen für die Öffentlichkeit. Vom 15. Mai bis 27. Juni 2025 präsentieren die Künstler Jared Cooper Cobain und Johannes Weilandt ihre Ausstellung „notes on remains“, die sich mit den anatomischen Präparaten der Meckelschen Sammlungen auseinandersetzt. Die Vernissage findet am 14. Mai um 16 Uhr statt.

Mitten auf dem Medizin-Campus Steintor steht ein Gebäude, das 1882/83 entstand und wohl nur denen bekannt sein dürfte, die in den damaligen Unikliniken behandelt wurden oder heute auf dem Gelände als Studierende, Lehrende und Beschäftigte unterwegs sind: die ehemalige Krankenhaus-Kapelle. Nachdem sie im Oktober und in der Vorweihnachtszeit 2024 für ein Adventskonzert erstmals wieder für die Unimedizin-Angehörigen geöffnet war und bei einer Campus-Führung im April 2025 besichtigt werden konnte, bietet sich nun für die Öffentlichkeit die Gelegenheit, länger zu verweilen und die kostenlose Ausstellung zu besuchen.

Mit dem Titel „notes on remains“ spielen die Künstler zum einen auf Markierungen an, die auf einigen der zugrundeliegenden anatomischen Präparate zu finden sind. Zum anderen werde damit der Prozess des Skizzierens, Aufzeichnens und der ‚Notiznahme‘ während der künstlerischen Auseinandersetzung mit den Meckelschen Sammlungen aufgegriffen, so die beiden Künstler.

Jared Cooper Cobain ist ein in Leipzig lebender und arbeitender Künstler, der sich mit dem Crossover von Kunst und Wissenschaft beschäftigt, mit besonderem Blick auf den Einfluss historischer anatomischer Sammlungen auf moderne Ansichten des Körpers. „Die Betrachtung anatomischer Präparate kann uns dazu anregen, über unsere eigene Biologie nachzudenken, über das, woraus wir gemacht sind. Außerdem regt die Personalisierung der Sammlungen die Besucher:innen dazu an, die einzelnen Stücke als Teile eines früheren Lebewesens zu betrachten“, erklärt Cobain, der vor seinem Kunststudium einen Master in Biowissenschaften abgeschlossen hat. In seiner künstlerischen Praxis sind die Themen Medizin und Anatomie auch aus diesem Grund stets präsent.

Johannes Weilandt lebt und arbeitet als bildender Künstler sowie freischaffender Bühnen- und Kostümbildner in Berlin und Halle. „Ich habe mich besonders mit dem Exponat des sogenannten ‚Gallschen Schädels‘ in einer Serie aus sieben Zeichnungen auseinandergesetzt. Mich interessierte der medizin- und kulturhistorische Hintergrund der wissenschaftlich widerlegten Schädellehre“, erläutert Weilandt.

„Damit wird das Jubiläumsjahr anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Meckelschen Sammlungen als eingetragenes national wertvolles Kulturgut neben der bereits seit April laufenden Sonderausstellung ‚Die Kunst der Präparation‘ im Institut für Anatomie und Zellbiologie nun mit der zusätzlichen Ausstellung in der Kapelle bereichert“, sagt Dr. Claudia Steinicke, die Kustodin der Meckelschen Sammlungen, die die Idee zur Ausstellung hatte und mit den Künstlern gemeinsam umsetzte.

„Die Kapelle wurde seit langem nicht genutzt und wird nun erstmalig mit der Ausstellung auch der halleschen Bevölkerung offenstehen. Es wird ein Kunstgenuss in einer ganz besonderen Atmosphäre geboten. Für eine komplette Sanierung und Restaurierung der Kapelle sind derzeit keine finanziellen Mittel vorhanden, sodass Spenden hierfür willkommen sind“, erklärt die Dekanin der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Heike Kielstein. 

Kunstausstellung „notes on remains“

15. Mai bis 27. Juni 2025
Mittwoch bis Freitag von 12.30 bis 18.00 Uhr (am 29. Mai geschlossen)
Zugang über die Magdeburger Straße 20, Lageplan
Die Kapelle liegt zentral auf dem Medizin-Campus Steintor

In der Kapelle wird eine Spendenbox aufgestellt, um Geld für den Erhalt des Gebäudes zu sammeln. Außerdem kann auf das Konto des Förderverein des Universitätsklinikums Halle (Saale) (www.umh.de/foerderverein) gespendet werden.

Bankverbindung:
Empfänger: Förderverein UKH e.V.
IBAN: DE65 8005 3762 1894 0680 13
Bitte geben Sie als Verwendungszweck „Kapelle retten“ an.