Suchtmedizin als allgemeinmedizinisches Thema
Im Forschungsschwerpunkt Suchterkrankungen in der Hausarztpraxis soll die hausärztliche Rolle bei der Versorgung suchtgefährdeter und suchtkranker Menschen wissenschaftlich untersucht werden. Ziel ist es, effektive Strategien zur Suchtprävention, zur Früherkennung und zur langfristigen Nachsorge insbesondere bei Alkohol- und Drogenabhängigkeit zu entwickeln und zu evaluieren.
Im Mittelpunkt steht die Rolle von Hausärztinnen und Hausärzten, die aufgrund ihrer kontinuierlichen Patientenbeziehungen eine zentrale Position in der Versorgung einnehmen. Themen sind die Entwicklung niedrigschwelliger, evidenzbasierter Screeningverfahren zur frühzeitigen Identifikation riskanten Substanzkonsums oder die Entwicklung digitaler Tools und standardisierter Gesprächsleitfäden zur Unterstützung ärztlicher Gespräche. Die Schnittstelle zwischen hausärztlicher Versorgung und suchtmedizinischer Fachbehandlung bildet ein weiterer zentraler Untersuchungsbereich. Hier sollen Modelle zur verbesserten sektorenübergreifenden Kommunikation und zum Übergangsmanagement zwischen den Versorgungsebenen entwickelt werden.
Besonderes Augenmerk gilt der Nachsorge von Patienten nach stationärer oder fachärztlicher Entwöhnungsbehandlung. Es wird erforscht, wie Hausärzte langfristig zur Stabilisierung der Abstinenz, zur Rückfallprävention und zur sozialen Reintegration beitragen können. Darüber hinaus wird die Akzeptanz und Umsetzbarkeit suchtspezifischer Interventionen in der hausärztlichen Praxis durch qualitative Studien mit Ärzten und Patienten analysiert. Der Forschungsschwerpunkt trägt somit zu einer besseren Integration suchtmedizinischer Versorgung in die Regelversorgung und zur Stärkung der hausärztlichen Rolle in der Behandlung chronischer Suchterkrankungen bei.
Aktuelle Projekte
Das Forschungsprojekt “Lebenszielperspektive Erwerbstätigkeit - Intervention zur Verbesserung der Selbststeuerung bei Rehabilitanden mit Cannabisabhängigkeit” (LEICa) hat eine verbesserte Behandlung von Patienten mit einer Cannabisabhängigkeit zum Ziel.
Entsprechende Patienten werden aktuell im Rahmen einer 22 Wochen umfassenden Rehabilitation auf eine abstinente Lebensweise vorbereitet. Andere Untersuchungen zeigen, dass Patienten mit Suchterkrankungen aus dem Bereich illegaler Drogen häufig große Probleme in einer wirksamen Selbststeuerung sowie dem Umgang mit negativen Lebensereignissen aufweisen. Dies geht einher mit erhöhtem Rückfallrisiko und Problemen in der Lebensbewältigung wie der Aufrechterhaltung einer Erwerbstätigkeit.
Im Forschungsprojekt LEICa sollen deshalb gezielt und systematisch durch zehn umfassende Schulungen Defizite in der Selbststeuerung im Umgang mit negativen Lebensereignissen anhand hilfreicher Begrifflichkeiten reflektiert und durch Übungen an lebenspraktischen Beispielen bearbeitet werden. Neben abstinenter Lebensweise ist die Entwicklung einer positiven Einstellung gegenüber Erwerbsarbeit zum Zweck einer sinnerfüllten Lebensweise Ziel unserer Maßnahme.
Als Kooperationspartner konnten die Fachklinik Alte Flugschule in Großrückerswalde und die Fachklinik Rusteberg in Marth gewonnen werden. Die Projektlaufzeit ist auf zwei Jahre ausgelegt und wird bis Dezember 2026 andauern. Das Projekt wird von der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland gefördert.
Leitung und Ansprechpartner: Prof. Thomas Fankhänel
Mitarbeit: Marco Schmidt
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter

Prof. Dr. Thomas Fankhänel
Wissenschaftlicher MitarbeiterMarco Schmidt
Wissenschschaftlicher Mitarbeiter