Die moderne Medizin kann viele Erkrankungen heilen, für die es bis vor kurzem keine wirksamen Therapien gab. Gerade bei Erkrankungen des Blutes haben sich in den letzten Jahren viele Fortschritte ergeben. Die Transplantation von Blutstammzellen ist ein etabliertes Verfahren, um angeborene Bluterkrankungen aber auch Leukämien und Lymphome erfolgreich zu behandeln. Entwicklungen in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass diese Therapie wirksamer und mit weniger Nebenwirkungen durchgeführt werden kann.

Unser Zentrum führt pro Jahr ca. 120 Stammzelltransplantationen durch mit steigender Tendenz.

Zukunftsweisende CAR-T-Zelltherapien am UKH

Das körpereigene Immunsystem spielt in der Bekämpfung von Krebs eine große Rolle. Besondere Bedeutung haben bestimmte Abwehrzellen, die sogenannten T-Zellen, weil sie Krebszellen erkennen und abtöten können. Bei vielen Krebspatientinnen und -patienten entziehen sich Tumorzellen den Angriffsversuchen einer Therapie mithilfe verschiedener molekularer Mechanismen. Allerdings konnten diese, dank weltweiter Forschung und auch der Forschung an der Universitätsmedizin Halle (Saale), in den vergangenen Jahren zunehmend entschlüsselt und entsprechende neue Therapieansätze entwickelt werden.

 

Das Prinzip dieser Therapie

Für die CAR-T-Zell-Therapie werden körpereigene T-Zellen der Patientin/ des Patienten entnommen, außerhalb des Körpers gentechnisch mit dem sogenannten Chimären Antigenrezeptor, kurz CAR, versehen, und dabei scharf geschaltet.

Bevor der Patient/ die Patientin die im Labor hergestellten und vermehrten CAR-T-Zellen verabreicht bekommt, erhält er/ sie eine vorbereitende Chemotherapie. Damit sollen gute Bedingungen für die Vermehrung der Immunzellen im Körper geschaffen werden. Die danach mit einer einmaligen Infusion verabreichten CAR-T-Zellen sind darauf programmiert, die bösartigen Tumorzellen aufzuspüren und sie effektiv und zielgerichtet zu bekämpfen.

 

Die CAR-T-Zelltherapie steht nur an ausgewählten Zentren zur Verfügung, die über eine große klinische Erfahrung mit Zelltherapien verfügen und spezielle Qualitätsstandards gewährleisten. All dies wird durch unser Zentrum erfüllt und daher können wir diese neuartige und vielversprechende Therapie unseren Patienten anbieten.

Am Landeszentrum für Zell- und Gentherapie (LZG) der Universitätsmedizin Halle können Kinder, die an akuter lymphatischer B-Zell-Leukämie erkrankt sind, seit Herbst 2025 eine CAR-T-Zelltherapie erhalten. Die hochspezialisierte Immuntherapie kommt zum Einsatz, wenn die Erkrankung wiederholt auftritt, die Chemotherapie nicht funktioniert und auch eine Stammzelltherapie nur kurzzeitig Wirkung zeigt. Bei erwachsenen Patient:innen der Universitätsmedizin Halle werden CAR-T-Zellprodukte bereits seit 2020 bei verschiedenen Indikationen eingesetzt. Mit der neuen Zulassung ist das Zentrum die erste und einzige medizinische Einrichtung in Sachsen-Anhalt, an der die Behandlungsmethode auch für Kinder möglich ist.

„Eine CAR-T-Zelltherapie ist häufig das letzte Mittel zur Heilung“, sagt Kinan Kafa, Facharzt mit Schwerpunkt pädiatrische Hämatologie und Onkologie und stellvertretender Leiter des Bereichs Stammzelltransplantation am LZG. „Entsprechend komplex sind die medizinischen und labortechnischen Voraussetzungen, die wir im Rahmen des Zulassungsverfahrens erfolgreich nachweisen konnten.“ 

Die Chimäre Antigen-Rezeptor-T-Zelltherapie, kurz CAR-T-Zelltherapie, ist eine Form der Immuntherapie zur Behandlung von Patient:innen mit Krebserkrankungen. Ihr Ziel ist es, versteckte Krebszellen aufzuspüren und gezielt zu zerstören. Hierfür werden der betroffenen Person körpereigene Abwehrzellen (T-Zellen) entnommen, im Labor gentechnisch verändert und anschließend in den Körper zurückgeführt.

An der Universitätsmedizin Halle findet die Behandlung im klinischen Transplantationsbereich im LZG statt. Ein Team aus Fachärzt:innen sowie aus den Bereichen Pflege, Labor, Transfusionsmedizin und Transplantationskoordination arbeitet eng zusammen. In einem regelmäßigen Transplantationsboard besprechen die Expert:innen alle Patient:innen und beraten über Therapieformen und nächste Schritte.

„Deutschlandweit sind es nur ausgewählte Zentren, die diese spezielle Form der Zelltherapie durchführen können und dürfen“, sagt Prof. Dr. Lutz Müller, Leiter des Bereichs Stammzelltransplantation am LZG. „Erwachsenen Patient:innen stehen an der Universitätsmedizin Halle, je nach Indikation, mittlerweile fünf verschiedene CAR-T-Zellprodukte zur Verfügung. Mit der Erweiterung unseres Angebots in der Kinder- und Jugendmedizin schließen wir eine Versorgungslücke. Zugleich stärken wir das LZG als leistungsfähigen Standort für modernste Zelltherapien in der Region.“  

Bei der allogenen Stammzelltransplantation werden dem Patienten Blutstammzellen eines fremden (allogenen) Spenders transplantiert. Im Patienten bildet sich dabei ein neues, aus den Spenderzellen abgeleitetes Immunsystem aus. Damit ist das Risiko verbunden, dass Gewebe des Patienten durch das vom Spender stammende Immunsystem abgestoßen werden. Dies wird als Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion (Graft-versus-Host-disease, GvHD) bezeichnet. Mit dieser Reaktion ist jedoch auch ein therapeutisch wirksamer Effekt verbunden, denn sie richtet sich auch gegen im Körper des Empfängers verbliebene maligne Zellen. Dies wird als Graft-versus- Leukemia- (GvL) oder Graft-versus-Tumor-Effekt bezeichnet und ist für die Heilung von Patienten durch die allogene SZT wesentlich.

Die allogene Stammzelltransplantation kommt sowohl bei erwachsenen Patienten als auch bei Kindern und Jugendlichen zum Einsatz und wird bei erwachsenen Patienten insbesondere bei malignen Erkrankungen des Blutes eingesetzt – z. B. bei akuten  Leukämien, Lymphomen oder auch chronischen Leukämien. Diese Indikationen für eine allogene SZT gelten genauso bei Kindern. Zusätzlich werden sowohl bei Kindern und Erwachsenen auch Patienten mit angeborenen Immundefekten oder Syndromen mit Knochenmarksversagen mittels allogener Stammzelltransplantation therapiert. Für alle Patienten denen eine Stammzelltransplantation  empfohlen wird, stellt diese trotz ihrer Risiken die Therapie mit bester Aussicht auf eine langfristige Besserung der Erkrankung dar. Für die Mehrzahl der Patienten – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen ist die Stammzelltransplantation die einzige Chance auf Heilung.

Die allogene Stammzelltransplantation birgt zahlreiche Risiken und erfordert daher die Durchführung in speziellen räumlichen Gegebenheiten und ein qualifiziertes Team aus Ärzten, Pflegenden, Koordinatoren und Mitarbeitern zahlreicher anderer Bereiche. Mit dem Landeszentrum für Zell- und Gentherapie (LZG) stehen am UKH exzellente räumliche Gegebenheiten zur Verfügung. Hier werden durch die Klinik für Innere Medizin IV und die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin autologe und allogene Stammzelltransplantation sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen durchgeführt und Patienten jeden Alters können mit diesem komplizierten Verfahren am UKH behandelt werden.

Bei der autologen Stammzelltransplantation wird das Knochenmark und damit die Blutbildung des Patienten durch im Vorfeld von dem Patienten gewonnene eigene (autologe) Blutstammzellen ersetzt. Dies ermöglicht die Gabe einer hochdosierten Chemotherapie. Die damit verbundene Knochenmarkschädigung kann durch die Gabe der autologen Stammzellen abgemildert werden.

Bei Erwachsenen wird die autologe SZT vorrangig bei malignen Erkrankungen, wie z. B. Lymphomen und Keimzelltumoren eingesetzt, bei Kindern in der Primärbehandlung von fortgeschrittenen Neuroblastomen und Ewing-Tumoren bzw. auch bei Rückfallerkrankungen von Lymphomen.

In unserer Spezialambulanz werden Patienten unmittelbar vor einer geplanten Transplantation und nach erfolgter allogener oder autologer Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation (KMT) betreut. Hierfür liegt eine spezielle Ermächtigung durch die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalts vor. 

In fest etablierten Abläufen und in enger Abstimmung mit den Stationen der Klinik erfolgt die spezielle Diagnostik zur Vorbereitung vor und zur Nachsorge nach der Transplantation. Aufgrund der exzellenten technischen Ausstattung können nach Transplantationen ggf. noch notwendige Therapien wie z.B. die Gabe von Antikörpern und Donorlymphozyten hier auch ambulant erfolgen.

Dabei erfolgt eine enge Kooperation mit niedergelassenen Hämatologen. Hierdurch ist für jeden ambulant betreuten Patienten eine optimale Versorgung unter so gut wie möglich erhaltener Lebensqualität möglich. 

Hinweis für unsere Patienten: Sollten bei Ihnen nach einer Transplantation FieberHautveränderungen oder Durchfälle auftreten oder sich Ihr Allgemeinzustand verschlechtern, stellen Sie sich nach kurzer telefonischer Information (Tel. 0345 557 7233) bitte umgehend in unserer Ambulanz vor.