
Früherkennung, Diagnose und Therapie urologischer Tumorerkrankungen bilden einen zentralen Behandlungsschwerpunkt unserer Klinik. Besonders bei der Behandlung von Tumorerkrankungen ist die Kooperation von Experten verschiedener Fachrichtungen für eine optimale Patientenversorgung unerlässlich. Als zertifiziertes Uroonkologisches Zentrum und Prostatakrebszentrum bündeln und integrieren wir die aktuellsten Erkenntnisse der verschiedenen relevanten Fachdisziplinen.
Zur Behandlung unserer Patienten steht neben der anerkannten Expertise unserer Ärzte zunächst das gesamte Spektrum der modernen urologischen Diagnostik zur Verfügung, das wissenschaftlich und technisch stets auf dem aktuellsten Stand ist. Die Resultate können dann bei Bedarf in den Tumorkonferenzen, auch Tumorboards genannt, interdisziplinär besprochen und eine entsprechende Behandlungsstrategie festgelegt werden. In unserer Klinik kann die ganze Bandbreite chirurgischer und medikamentöser Therapien angeboten werden. In der Tumorchirurgie, auf die wir spezialisiert sind, operieren wird offen-chirurgisch, laparoskopisch und roboter-assistiert. Welche OP-Technik zum Einsatz kommen kann, wird nach der Diagnostik individuell festgelegt. Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen versorgen wir sowohl stationär als auch teilstationär in unserer Tagesklinik.
Die enge interdisziplinäre Verzahnung innerhalb des Klinikums sichert eine optimale, individuelle Versorgung der Patienten. Für eine effektive Nachbetreuung der Patienten über den stationären Aufenthalt hinaus bieten wir zu den häufigsten urologischen Krebserkrankungen Spezialsprechstunden an.
All diese Leistungen tragen dazu bei, dass wir als Uroonkologisches Zentrum unsere Tumorpatienten von der Diagnose bis zurück in das Leben nach der Erkrankung auf höchstem Niveau versorgen und kompetent begleiten können.
Das Prostatakarzinom ist innerhalb der Krebsstatistik der Männer mit ca. 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr der mit Abstand häufigste bösartige Tumor in Deutschland. Eine familiäre Vorbelastung gilt als Risikofaktor für die spätere Entwicklung einer Prostatakrebserkrankung.
Aufgrund der Häufigkeit der Erkrankung steht die Prostatakrebs-Früherkennung im Zentrum der gesundheitspolitischen Diskussionen. Ein Pfeiler in der Diagnostik stellt der PSA-Wert (Prostataspezifisches Antigen) und die hochspezialisierte Kernspinuntersuchung der Prostata (sog. multiparametrisches Prostata-MRT), welche im Rahmen der Krebsfrüherkennung im ambulanten Bereich angeboten werden.
Abklärung eines auffälligen PSA-Wertes oder MRT-Befundes
Wir haben uns auf die weiterführende Abklärung derartig auffälliger Befunde spezialisiert und bieten hierfür moderne KI-gestützte Ultraschallverfahren an, wie den Mikroultraschall und die ANNA-C-TRUS-Methode. In unserer Spezialsprechstunde können wir diese Ultraschalluntersuchungen vornehmen und Sie näher bezüglich der Notwendigkeit einer gezielte Entnahme einer feingeweblichen Probe (Biopsie) beraten.
Prostata-Mikroultraschall und Fusionsbiopsie
Sollte bei Ihnen ein entsprechende Verdacht auf das Vorliegen einer Prostatakrebserkrankung bestehen können wir die Biopsie sowohl mittels fusionsgestützten Mikroultraschall oder weiterer MRT-basierter hochmoderner Fusionsbiopsieverfahren die Untersuchung vornehmen, welche je nach Bedarf und Wunsch in Lokalanästhesie oder Vollnarkose.
Sollte bei Ihnen Prostatakrebs nachgewiesen sein, beraten wir Sie auf Wunsch individuell sehr gerne in unserer Prostatakrebs-Sprechstunde. Für gezielte Fragen zur Behandlung mittels Operation oder Strahlentherapie bieten wir auch eine interdisziplinäre Sprechstunde zusammen mit unseren Kollegen der Strahlentherapie an, in welcher Sie in Anwesenheit beider Fachrichtungen individuell beraten werden.
Nervschonende DaVinci-Operation
Wir führen in unserer Klinik die allermeisten Prostatakrebsoperationen mittels roboterassistierter minimal-invasiver Operationsmethode durch und verfügen mit dem DaVinci-Xi-Roboter über eines der modernsten Operationsysteme weltweit. Dieses besonders schonende Operationsverfahren erlaubt aufgrund der hohen Auflösung des Operationsfeldes und der Feinheit der Instrumente eine hochpräzise Entfernung der Prostata unter Schonung der autonomen Nerven und Gefäße (Nervschonung) sowie des Schliessmuskels, welche sich häufig nahe an den Krebsherden befinden. Um das Risiko für ein Verbleib von Tumorzellen zu reduzieren und die Chancen für eine erhaltene Kontinenz und sexuelle Funktion nach der Operation zu erhöhen wird die entnommene Prostata noch während der Operation feingeweblich durch unsere Kollegen der Pathologie untersucht (Schnellschnitt-Untersuchung), um Krebsfreiheit an den Abtragungsrändern zu bestätigen.
Sollte bei Ihnen eine metastasierte Prostata-Krebserkrankung festgestellt worden sein, steht erfreulicherweise heutzutage in der Behandlung ein breites Spektrum an medikamentösen Therapieoptionen, angefangen von einer modernen Hormonentzugsbehandlung bis hin zu personalisierten Krebstherapien, zur Verfügung. Wir beraten Sie diesbezüglich gerne in unserer Prostatakarzinom-Spezialsprechstunde und stellen Ihren Fall zusätzlich in unserer wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenz vor.
Das Harnblasenkarzinom ist der 4. häufigste bösartige Tumor des Mannes und der 11. häufigste Tumor der Frau. Frühe Tumorstadien werden als nicht-muskelinvasiv (NMIBC) und fortgeschrittene Tumorstadien als muskelinvasiv (MIBC) oder metastasiert bezeichnet.
Die Behandlung richtet sich im Wesentlichen nach der Tumorausbreitung (TNM-Stadium) und nach dem Entartungsgrad der malignen Zellen Tumorgrading (WHO Tumorgrading). Bei Verdacht auf einen bösartigen Blasentumor wird eine Blasenspiegelung mit anschliessender Abtragung des Tumors zur feingeweblichen Untersuchung durchgeführt. Dieser Eingriff nennt sich transurethrale Blasentumorresektion (TUR-B).
Fluoreszenzassistierte Blasentumorresektion (PDD-TUR-B)
In unserer Klinik führen im Rahmen einer TUR-B regelhaft eine photodynamische Diagnostik (PDD) der Harnblase durch. Diese dient zur verbesserten Erkennung von verdächtigen Krebsherden in der Blase. Dazu wird Ihnen kurz vor dem Eingriff eine fluoreszierende Substanz, namens Hexylaminolävulinsäure, über ein Blasenkatheter in die Blase instilliert, welche von besonders stoffwechselaktiven Zellen, wie Tumorzellen, im Gegensatz zu gesunden Zellen aufgenommen wird. Während der Operation können wir dann durch Änderung der Kameramodus von Weißlicht auf PDD eine zusätzliche Überprüfung der Blasenschleimhaut auf das Vorhandensein derartiger fluoreszierende Areale vornehmen. Zahlreiche klinische Studien haben den zusätzlichen Vorteil dieses Verfahrens in den vergangenen Jahren nachgewiesen, der sowohl eine verbesserte Erkennung von Krebsherden bei der Operation ermöglicht als auch das Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors (Rezidiv) und ein Tumorfortschreiten (Progression) zu senken vermag.
Instillationstherapie
Nach Abtragung des Tumors und feingeweblichen Untersuchung werden Sie je nach Ihrem individuellem Risiko im Hinblick auf eine zusätzliche (adjuvante) Behandlung mittels lokaler Instillationstherapie mit einem Chemo- (Mitomycin, Gemcitabin) oder Immuntherapeutikum (BCG, Bacille-Calmette-Guerin) beraten. Hierzu übermitteln wir unsere Empfehlung an die zuweisende Urologin/Urologen, welche/r dann die Instillationsbehandlung vor Ort in der Praxis vornimmt. In speziellen Fällen beraten wir auch gerne auf Wunsch in unserer Blasentumor-Spezialsprechstunde bezüglich eines Einschlusses in laufende klinischen Studien, in den moderne Instillationsverfahren mit hoher Wirksamkeit und Verträglichkeit durchgeführt werden.
Nervschonende Zystektomie mit orthotopem Blasenersatz
Bei muskelinvasiven Harnblasenkarzinom wird häufig eine Entfernung der Blase notwendig, da durch eine alleinige endoskopische Abtragung eine Heilung der Tumorerkrankung nicht mit hinreichender Sicherheit erreicht werden kann, um das Auftreten von Metastasen zu verhindern. Wir führen die Blasenentfernung (Zystektomie) bei entsprechenden onkologischer Konstellation nervschonend durch, um die sexuelle Funktion nach der Operation zu erhalten.
Je nach Patientenwunsch, Allgemeinzustand und Nierenfunktion kann dann eine Ersatzblase aus Dünndarm, welche an ursprüngliche Position der Blase im Becken, angelegt werden. Diese OP, genannte orthotope Ileum-Neoblase, stellt ein Standardverfahren in der Urologie dar, wofür unsere Klinik eine internationale anerkannte Expertise besitzt. Diese erlaub eine nahezu natürliche Blasenentleerung. Selbstverständlich bieten wir auch alle andere alternative Harnableitungen aus Dünndarmgewebe an, für die wir Sie individuell in unser Blasentumor-Sprechstunde gerne beraten.
Sollte sich Ihre Erkrankung in einem metastasierten Stadium befinden, können wir heutzutage mit einer Kombination aus Immuntherapie und moderner zielgerichteter Chemotherapie eine deutliche Verbesserung der Überlebenschancen erreichen. Hier ist für Sie insbesondere der Einschluss in unserer laufenden klinischen Studien von Interesse.
Im Gegensatz zu früheren Jahren werden Nierentumore heuzutage häufig zufällig im Rahmen einer anderweitigen Vorsorgeuntersuchung festgestellt. Diese befinden sich damit in einem lokal begrenzten Stadium und sind damit gut behandelbar und heilbar.
Sollte bei Ihnen ein Nierentumor festgestellt worden sein, können wir Sie im Rahmen unserer Nierentumor-Sprechstunde individuell beraten. Basierend auf den Empfehlungen der deutschen und europäischen Leitlinie ist nicht immer eine unmittelbare operative Behandlung erforderlich (Aktive Beobachtung, Active Surveillance), so dass wir, gerade bei sehr kleinen Tumoren, mit Ihnen ihr individuell Risiko und die Notwendigkeit einer operativen Behandlung sowie die Gestaltung der Nachsorge besprechen können.
Sollte eine operative Behandlung in Ihren Fall sinnvoll sein, können wir die allermeisten Nierenoperationen per Bauchspiegelung und nierenerhaltend mittels DaVinci-Xi-Roboter durchführen. Wir beraten Sie in unserer Sprechstunde gerne auch bezüglich alternativer Verfahren. Im Vordergrund steht für uns immer die onkologische Sicherheit gepaart mit dem Erhalt der Nierenfunktion, wenn immer dies die Tumorsituation zuläßt. Als eine von wenigen Urologischen Universitätskliniken in Deutschland mit Nierentransplantation sind wir auch mit sehr komplexen Nierenoperationen mit Nierengefäßbeteiligung vertraut.
Sollte bei Ihnen eine metastasierte Nierentumorerkrankung nachgewiesen worden sein, stehen heutzutage m Gegensatz zu früheren Jahren eine Vielzahl an medikamentösen Therapieoptionen einschliesslich der Immuntherapie zur Verfügung, die ein Langzeitüberleben der Erkrankung ermöglichen können. Diesbezüglich beraten wir Sie auch gerne individuell im Rahmen unserer Spezialsprechstunde und stellen Ihren Fall in unserer Uroonkologischen Tumorkonferenz vor.