Die stereotaktische Strahlentherapie außerhalb des Gehirns, auch „Body-Stereotaxie“ oder „extrakranielle stereotaktische Strahlentherapie“ (ESRT) genannt, wurde Mitte der 90er Jahre am Karolinska-Institut in Stockholm zur effektiven Präzisionsstrahlentherapie von Lungen- und Lebertumoren entwickelt [Blomgren et al, Acta Oncol 1995].
Das Verfahren wird seit 2008 auch in der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Halle eingesetzt.

Dabei wird der Tumor mit hohen Einzeldosen in gewöhnlich drei bis acht Bestrahlungssitzungen (je nach Größe und Lage des Tumors), behandelt. Dies ist nur möglich, wenn das Zielgebiet nicht zu groß ist. Deshalb sind in erster Linie Bronchialkarzinome im Stadium T1N0M0 oder T2N0M0 geeignet, wobei in der Regel durch eine Positronenemissionstomographie (FDG-PET) ein Lymphknotenbefall im Mediastinum (Brustmittelraum) ausgeschlossen sein sollte. Für Patienten mit einzelnen Lungenmetastasen kann jedoch - unter Berücksichtigung der onkologischen Gesamtsituation - die stereotaktische Strahlentherapie ebenfalls einen sinnvollen Therapieansatz darstellen.

Die Methode wird in Deutschland seit Ende der 90er Jahre an mehreren Strahlentherapiezentren insbesondere bei Lungentumoren sehr erfolgreich eingesetzt. In größeren Patientenserien wird der bestrahlte Tumor bei Wahl einer adäquaten Dosierung in mehr als 80-90% der Fälle durch die stereotaktische Strahlentherapie kontrolliert. Die Methode kommt insbesondere auch bei Patienten in Frage, die für eine Operation eine zu schlechte Lungenfunktion aufweisen. Da die stereotaktische Strahlentherapie sehr schonend für das gesunde Lungengewebe durchgeführt wird, ist sie auch bei einem FEV1-Wert von < 1 Liter möglich. Die Behandlung ist gut verträglich, je nach Lage des Tumors können vorübergehende Haut- und Schleimhautreaktionen auftreten.

Die hohen Einzeldosen erfordern große Sorgfalt bei der Vorbereitung und Durchführung der Strahlentherapie. Insbesondere ist die atemabhängige Beweglichkeit des Lungentumors zu berücksichtigen. Hierzu wird ein zeitaufgelöstes Computertomogramm (4D-CT) zur Erfassung der Tumorpositionen in verschiedenen Phasen des Atemzyklus durchgeführt.

Die physikalische Bestrahlungsplanung legt die Einstrahlwinkel und Feldformen fest. Mit Hilfe einer hohen Zahl von Einstrahlrichtungen bzw. einer kontinuierlichen Rotation des Gerätes um den Patienten bei der Abstrahlung wird ein starker Abfall der Strahlendosis am Rand des Zielgebietes zum Lungengewebe hin erzielt.

In der obigen Abbildung sieht man die Linien gleicher Dosis (Isodosen) bei stereotaktischer Strahlentherapie eines Lungentumors: Das Zielgebiet in seinem Bewegungsraum (rot) wird eng von der Verschreibungsisodosen (cyan) umschlossen. Nach innen steigt die Dosis steil an, nach außen fällt sie weiter ab.

Die Präzision der Behandlung erreicht man durch eine sehr reproduzierbare Patientenlagerung, die vor jeder Bestrahlungssitzung mittels CT überprüft und ggf. korrigiert wird. Eine Sitzung einschließlich Überprüfung der Patientenposition dauert ca. 15-20 Minuten.

Analog zur stereotaktischen Bestrahlung von kleinen Lungentumoren können auch Läsionen der Leber kleinräumig behandelt werden.